Der BGH hat am 13.09.2012 die Bezeichnung „Bio-Mineralwasser“ für zulässig erklärt. Doch was ist Bio-Mineralwasser überhaupt – ist nicht jedes Mineralwasser natürlich und damit „bio“? Im Folgenden überprüfen wir häufige Aussagen rund um Trink-, Mineral- und Bio-Mineralwasser auf ihren Wahrheitsgehalt.
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1. Jedes Mineralwasser ist bio.
Das trifft heute nicht mehr zu, da inzwischen allerhand Substanzen im Mineralwasser angekommen sind, die der Mensch zu verantworten hat. Lediglich rund ein Drittel der deutschen Brunnen würde die strengen Kriterien für Bio-Mineralwasser erfüllen.
Diese Sichtweise unterstützt auch das BGH-Urteil; denn die Richter haben den Urteilsspruch der Vorinstanz, dem Oberlandesgericht Nürnberg, bestätigt. Dieses hatte konkret dem Mineralwasser BioKristall von Neumarkter Lammsbräu die Bio-Eigenschaft zugebilligt und sich dabei ausdrücklich auf den Kriterienkatalog der Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V. bezogen. In der Urteilsbegründung hieß es, dass dadurch ein erheblicher Abstand zu konventionellen Mineralwässern gewährleistet sei.
„bio“ ist auch mehr als nur „natürlich“: Eine Marmelade aus 100% Früchten ist zwar ein natürliches Produkt, aber deswegen noch lange keine Biomarmelade. Beim Mineralwasser ist es genauso: Ein natürliches Mineralwasser entstammt der Natur inklusive aller enthaltener Rückstände. „Bio“ ist es damit noch lange nicht. Denn „bio“ bedeutet grundsätzlich Umweltschutz (schonende, nachhaltige Gewinnung des Rohstoffs sowie schonende Verarbeitung und Vertrieb), hohe Produktqualität (naturbelassen, schadstofffrei, sicher) und die Einhaltung sozialer Standards.
2. Mineralwasser ist das bestkontrollierte Lebensmittel.
Mineralwasser benötigt zwar eine amtliche Anerkennung und wird dazu umfassend kontrolliert. Aber das war“s dann auch. Nach der amtlichen Anerkennung liegt der Kontrollumfang im Belieben des Abfüllers. Der Staat kontrolliert nur im Rahmen der allgemeinen Lebensmittelkontrolle. Um diese Lücke zu schließen, gelten für Bio-Mineralwasser sehr engmaschige Kontrollvorgaben. Hinzu kommt, dass Mineralwasser heute keine strengeren Grenzwerte mehr einhalten muss als Leitungswasser. Und vieles, was kontrollierenswert wäre, wird gar nicht erst überprüft, da es keine entsprechenden Vorschriften dafür gibt, oder aber die Grenzwerte sind nach heutigem Wissensstand zu niedrig. Beispielsweise muss nicht auf Pestizidabbauprodukte getestet werden, und für Uran gibt es noch immer keinen Grenzwert. Deswegen gelten für Bio-Mineralwasser viel strengere und auch neue Kriterien.
3. Mineralwasser ist rein und vor jeglicher Verunreinigung geschützt – dafür sorgt schon der Gesetzgeber.
Es gibt zwar eine Mineral- und Tafelwasserverordnung, in der diese Definition steht. Aber die Realität sieht anders aus: Spätestens seit dem Ökotest-Mineralwasser-Test von 2011 ist allgemein bekannt, dass Pestizidabbauprodukte in Mineralwasser keine Ausnahme mehr sind. Und die in der Verordnung enthaltenen Grenzwerte sind für viele Substanzen veraltet bzw. nicht existent (s.o.). In Bio-Mineralwasser wird durch sehr strenge Grenzwerte geregelt, dass keine Rückstände von Düngern oder Pestiziden enthalten sind, es soll wirklich ursprünglich rein sein. In der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung ist das bislang nicht geregelt.
4. Mineralwasser kann nicht bio sein, weil das EU-Siegel dafür nicht gilt.
Was wie Mineralwasser noch nicht in der EU-Bio-Gesetzgebung enthalten ist, darf zwar das EU-Biosiegel nicht tragen. Der BGH hat aber jetzt geurteilt, dass für diese Produkte die Bezeichnung „bio“ trotzdem erlaubt ist, wenn sie sich in puncto Schadstofffreiheit von den konventionellen Produkten deutlich abheben. Dass das bei BioKristall der Fall ist, hatte das Oberlandesgericht Nürnberg-Fürth bereits bestätigt.
5. Jetzt kann sich ja jeder sein eigenes Bio-Siegel verleihen.
Eigentlich wurde das schon immer so gehandhabt: Es ist typisch für die Geschichte der Bio-Gesetzgebung, dass dem EU-Siegel privatrechtliche Zertifizierungen vorausgehen: Bio-Wein wurde z.B. nach über 25 Jahren privater Zertifikate (z.B. „ecovin“) erst dieses Jahr in die EG-Öko-Verordnung aufgenommen.
Einen Biosiegel-Wildwuchs und auch „Schmalspur“-Bio-Mineralwasser darf es – auch im Interesse der Verbraucher – trotzdem nicht geben: Der ökologische Abstand zu konventionellen Produkten muss sichergestellt bleiben. Dafür werden der Markt und die Rechtsprechung sicherlich sorgen.
6. Bio-Mineralwasser ist auch nicht gesünder als normales Wasser.
Andersrum formuliert wird“s richtig: Bio-Lebensmittel enthalten nicht zwingend mehr Vitamine und Mineralien o.ä., aber sicher weniger Schadstoffe. In den Bio-Mineralwasser-Richtlinien ist zudem festgelegt, dass ein Bio-Mineralwasser mindestens eine nachweisbare gesundheitsförderliche Eigenschaft haben muss. Die Art und Menge der Mineralisierung sind dafür übrigens kein Anhaltspunkt: Die meisten Mineralstoffe nehmen wir ausreichend über unsere Nahrung auf. Wie viele und welche Mineralien ein Körper benötigt und über Mineralwasser zugeführt bekommen sollte, ist ebenso individuell verschieden wie Geschmacksvorlieben. Deswegen kann es keine pauschale Aussage geben, wie ein Mineralwasser mineralisiert sein muss, um gesund zu sein.
„Bio“ nur mit „gesund“ gleichzusetzen, greift ohnehin zu kurz, siehe oben.
7. Leitungswasser ist mindestens genauso gut und viel billiger als Mineralwasser.
Leitungswasser ist zwar billiger als Mineralwasser und enthält manchmal auch Mineralstoffe. Aber da es meistens aus oberflächennahen Quellen gewonnen wird, enthält es oft auch viele Substanzen, die eigentlich nichts darin verloren haben. Manche davon werden im Wasserwerk herausgefiltert oder durch chemische (Chlor, Ozon) und physikalische Methoden (UV-Bestrahlung) entfernt, anderen ist nicht beizukommen. Das Ergebnis ist ein Wasser, das alles ist, nur nicht naturbelassen.
8. Süddeutsches Mineralwasser in Hamburg – was ist daran „bio“?
„Bio“ sollte tatsächlich auch Regionalität beinhalten. Deswegen ist in den Bio-Mineralwasser-Richtlinien festgelegt, dass Bio-Mineralwasser in der ersten Handelsstufe (=Großhandel) max. 250 km weit verkauft werden darf. Weiterverkäufe des Großhandels sind für Produzenten leider nicht kontrollierbar.
9. Die Bio-Mineralwasser-Kriterien hat Lammsbräu willkürlich zum Vorteil von BioKristall gewählt.
Das Qualitätssiegel wird von der Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V. vergeben und steht allen interessierten Brunnen offen. Diese müssen 46 Kriterien erfüllen, die allesamt strenger sind als die gesetzliche Mineralwasserverordnung bzw. sogar komplett neu sind, wie z.B. Grenzwerte für Uran. Die Kriterien basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und betreffen die sechs Bereiche Nachhaltigkeit, Naturbelassenheit, Mikrobiologie, Chemie, gutes/gesundes Lebensmittel und transparente Information. Die Kriterien werden von einem Kreis unabhängiger Fachleute erarbeitet. Das Siegel wird von einer renommierten Biokontrollstelle für jeweils ein Jahr verliehen, die auch die Einhaltung der Kriterien regelmäßig kontrolliert. Geschätzt ein Drittel der deutschen Mineralbrunnen könnte diese Kriterien erfüllen; erste Anfragen dazu liegen bereits vor.
10. Bio-Mineralwasser ist nur „Greenwashing“.
Falsch, denn mit dem Bio-Mineralwasser-Siegel verpflichten sich teilnehmende Mineralbrunnen in einem Ausmaß zu Umweltschutz und speziell zu Wasserspar- und Wasserschutzmaßnahmen sowie zur Einhaltung sozialer Standards, wie es das bisher in der Bio-Branche noch nicht gegeben hat. Wer Bio-Mineralwasser kauft, unterstützt damit den Schutz unseres wichtigsten Lebensmittels z.B. durch Ökolandbau und trägt dazu bei, dass Mitarbeiter fair behandelt und bezahlt werden. Zudem sensibilisiert das Siegel Branche und Verbraucher für die Problematik.
11. Bio-Mineralwasser ist nur ein Marketing-Gag.
Falsch, denn um damit Geld zu verdienen, müsste Lammsbräu sehr viel mehr davon verkaufen und dürfte keine teuren Rechtsstreits führen.
Richtig ist: Mit dem Qualitätssiegel Bio-Mineralwasser können Brunnen sich von der Konkurrenz abheben. Aber nicht durch Verbrauchertäuschung, sondern durch mehr Transparenz. Denn bislang können nur Labore erkennen, ob ein Mineralwasser wirklich eine hohe Qualität besitzt. Wir sind der Meinung, dass Konsumenten ein eindeutiges Siegel brauchen, mit dem sie herausragende Mineralwasserqualität erkennen können.
Und wir kämpfen für Bio-Mineralwasser, weil uns das Thema am Herzen liegt: Wasser ist und bleibt das wichtigste Lebensmittel für uns Menschen, deswegen müssen wir mit vereinten Kräften die Wasserressourcen für heutige und für zukünftige Generationen schützen.
12. Bio-Mineralwasser ist ein Luxus-Problem.
Dieser Meinung kann man eigentlich nur sein, wenn man gutes Wasser für Luxus hält. Insbesondere das Problem von Pestizidabbauprodukten in Trink- und Mineralwasser werden wir in wenigen Jahren flächendeckend und damit in allen Lebensmitteln, die Wasser enthalten, haben. Wir müssen also heute schon gegensteuern und die Qualität von morgen schützen.
Fazit: Was Bio-Mineralwasser erreichen will
Bio-Mineralwasser schließt die Lücken in der gegenwärtigen Mineralwasser-Gesetzgebung und will damit drei Dinge erreichen:
1. Umwelt- und Wasserschutz: Unser wichtigstes Lebensmittel und unser Lebensraum müssen durch aktives Handeln auch für künftige Generationen geschützt werden.
2. Transparenz: Verbraucher sollen wissen, was in der Flasche ist, damit sie frei wählen können.
3. Produktqualität: Bio-Mineralwasser ist ein Reinheitsgebot für Wasser und ist dadurch garantiert naturbelassen, schadstofffrei und sicher.
Mehr über Bio-Mineralwasser im Allgemeinen erfahren Sie unter www.bio-mineralwasser.de sowie alles über das erste zertifizierte Bio-Mineralwasser „BioKristall“ finden Sie auf der Seite www.biokristall.de
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