(Mercurio / PREGAS) Chaotische Wetterbedingungen prägen den Jahrgang 2011. Zusammenfassend lässt sich sagen, die Bordelaiser hatten Winter im Herbst, Frühling im Winter, Sommer im Frühling und Herbst im Sommer.
Nach einigen kalten und verschneiten Abschnitten im November, Dezember und Januar, legte sich schon im Februar ein Hauch von Frühling über die Region – mit Temperaturen von mehr als 15 °C am Nachmittag. Diese Wetterbedingungen verursachten ein frühes Wachstum; die Pflanzen trieben bereits Ende März und damit zwei Wochen früher als 2010. Im April begann der Sommer. Um den 15. Mai – etwa zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt – begann die Blüte. Sie kam schnell, gleichmäßig und mit gutem Fruchtansatz.
Ein sehr warmer Frühling kombiniert mit signifikantem Wassermangel beschleunigte die Vegetationsperiode. Aber der Sommer brachte nicht die vorhergesagte und befürchtete Hitzewelle: Regen und kühle Temperaturen im Juli wirkten sich eher günstig auf den Wein aus und verlangsamten die Reifung zunächst. Der August begünstigte mit seinen höhen Tagestemperaturen und kühlen Nächten einerseits die Synthese der Anthocyanen und Aromen. Andererseits beeinträchtigten Stürme die Reifung dermaßen, das es eine große Heterogenität innerhalb der Weinberge und manchmal sogar innerhalb einer Parzelle gab.
Hagel belastet schwer…
Ein Hagelsturm am 26. April beschädigte bereits viele Hektar in der Appellation Sauternes; ein weiterer heftiger Hagel traf am 1. September zahlreiche Parzellen im Médoc, Haut Gironde und Entre-Deux-Mers. Einige Winzer waren gezwungen, eine Not-Lese zu organisieren, um die noch gesunden Trauben der betroffenen Abschnitte zu retten. In der ersten September-Hälfte wechselten sich sonnige Perioden mit Regenstürmen ab. Deshalb verlangte die Ernte besonderes Fingerspitzengefühl – Winzer in Bordeaux sind diese und ähnliche Situationen jedoch gewohnt und in der Lage, schnell zu reagieren und trotzdem das bestmögliche Ernteergebnis zu erzielen.
Das Klima 2011
Ernte – trockene Weißweine:
Das kühle Sommerwetter half, eine gute Säure und die Synthese der Aromen zu bewahren – zwei wichtige Indikatoren für die Qualität des Weines. Die Lese begann zehn Tage vor der „normalen“ Ernteperiode. Die Lese des Sauvignon Blanc begann am 18. August in den frühreifen Arealen und war Anfang September abgeschlossen. Der Sauvignon, das Herzstück der Weißweine, erwiesen sich als sehr aromatisch mit einem guten Säurelevel. Der Sémillon hat Struktur und wird die Säure des Sauvignon wunderbar unterstützen. Die nun sehr jungen Weine zeigen eine interessante Balance, großartige Komplexität und deuten auf die hohe Qualität des Jahrgangs hin.
Ernte – die Rotweine:
Das unbeständige Wetter verursachte eine ungleichmäßige Reife. So fiel die Bewertung jedes Areals und der Gesundheit der Trauben – die wichtigsten Faktoren für die Entscheidung über den Beginn der Ernte – sehr unterschiedlich aus, abhängig vom Ort. Am 29. August begann man mit der Ernte des Merlot und ab Mitte September war die Lese überall in Gang. Rigoroses Sortieren der Trauben schon im Weinberg und in den Kellern stellte sicher, dass nur die besten Trauben, die einen hohen Grad an Anthocyanen zeigen, in die Fässer gelangten. Beim ersten Testen überzeugte der facettenreiche Fruchtausdruck; die Schalen haben Geschmack mit angenehmen, sanften Tanninen. Mit der Ernte des Cabernet Francs startete man kurz danach, ebenso mit dem Cabernet Sauvignon, der sich sehr gut entwickelte.
Ernte – die Süßweine:
Das erste erfolgreiche „Picking“ fand um den 10. September statt – gut zwei Wochen zu früh. Die Bedingungen waren letztendlich doch recht stabil und trugen zur Entwicklung der Botrytis bei. Die Trauben sahen gut aus mit einer großartigen Konzentration und Säure. Ein etwas ungewöhnliches Phänomen: Alle Trauben waren bereits Ende September komplett geerntet und in den Kellern.