Japanerinnen starten jährlichen „Schokoladenmarathon Fernost“
[07.02.2012] Blumen, Pralinen, Parfum – alle Jahre wieder rücken Deutschlands Männer aus, um ihrer Liebsten eine kleine Überraschung zum Valentinstag zu besorgen. In Japan hingegen ticken die Uhren ein wenig anders. Hier sind die Frauen in der Bringepflicht. Unangefochtenes Geschenk Nummer 1 – Vollmilchschokolade. Nicht nur der Liebste wird mit einem süßen Gruß beschenkt, sondern auch der Chef und ungeliebte Mitarbeiter.
Schokoladenhysterie bei Japans Valentins-Frauen
Im Vergleich zu Deutschland ist der Valentinstag in Japan extrem populär. Zum 14. Februar erwarten japanische Kaufhäuser einen wahren Ansturm von kauffreudigen Japanerinnen. Gedrängel und chaotische Zustände sind an der Tagesordnung. Sehr zur Freude der Schokoladenindustrie. Hersteller verzeichnen ca. 20 % ihres Jahresumsatzes zur Schokoladen-Stoßzeit „Valentinstag“. Besonders gefragt ist in dieser Zeit Vollmilchschokolade. Längst beschenken japanische Frauen nicht mehr nur den geliebten Partner, sondern sämtliche Männer aus ihrem direkten Umfeld – mit einer besonderen Sympathie-Hierarchie. So bekommt der Liebste wie auch der Vorgesetzte in der Regel ein aufwendig verpacktes, hochqualitatives Schokoladenpräsent, unbeliebte Mitarbeiter hingegen erhalten die sogenannte „Giri-choko“ (wörtlich: „Pflichtschokolade“). Seine amouröse Bedeutung hat der Valentins-Brauch im Land der aufgehenden Sonne zumeist verloren, vielmehr dient er der Pflege sozialer Beziehungen. Im Grunde hat die Geste keine wirkliche Tradition. Im Gegenteil – sie ist eine geschickte Marketingidee japanischer Schokoladenhersteller, welche dank intensiver Mithilfe der nationalen Massenmedien in den 70er-Jahren zur Mode wurde. Heute herrscht unter Japanerinnen zum Valentinstag eine regelrechte Schokoladenhysterie, für die sich die Männer ihrerseits am 14. März revanchieren. Zum sogenannten „White Day“ wird dann insbesondere weiße Schokolade an die Frau zurückgegeben. Der doppelte Valentinstag ist somit ein buchstäblicher Geschenkemarathon und – vergleichbar mit dem Weihnachtsgeschäft in Deutschland – eine wahre Goldgrube für die Schokoladenindustrie.
Valentinsbräuche zwischen Tradition und Innovation
Der Ursprung des Valentinstags spielt in Fernost keine wirkliche Rolle; vielen Japanern dürfte der italienische Bischof Valentin von Terni völlig unbekannt sein. Valentin war um 270 n. Chr. als Märtyrer hingerichtet worden. Der Legende zufolge soll er zu seinen Lebzeiten Liebespaaren, die er getraut hat, bunte Blumensträuße aus seinem Garten überreicht haben, was ihn nach seiner Heiligsprechung zum Schutzpatron der Liebenden werden ließ – der Grund, warum man sich im europäischen Raum am 14. Februar in erster Linie Blumengeschenke macht. Doch auch hierzulande gewinnt Schokolade als Valentins-Geschenk immer mehr an Bedeutung, steht sie doch sinnbildlich für das Süße und Sinnliche und gilt gemeinhin als „Glücklichmacher“. Muss bei Blumenpräsenten die Sorte mit Bedacht gewählt werden, um keine unerwünschten Assoziationen zu wecken, sind die Deutschen bei dem Kauf ihrer Valentins-Schokolade nicht sehr wählerisch. Im Vergleich zu den japanischen Gebräuchen kann zwischen Geschmacksrichtung, Art und Form frei gewählt werden. Ob Tafel, Praline oder Küchlein – alles für den süßen Zahn ist erlaubt! Insbesondere Bioschokolade – als Geschenk mit gutem Gewissen – erfreut sich in den letzen Jahren einer immer größeren Beliebtheit. Immerhin müssen Qualität und Message stimmen, denn die anspruchsvolle Frau lässt sich schon längst nicht mehr mit einer banalen „Pflichtschokolade“ abspeisen.