Interview mit Timur Beckmann, Director of Players Personnel von Rhein Fire, im Clayton Hotel Düsseldorf

„Düsseldorf soll Football-Hauptstadt Europas werden“

Interview mit Timur Beckmann, Director of Players Personnel von Rhein Fire, im Clayton Hotel Düsseldorf

Timur Beckmann, Director of Players Personnel von Rhein Fire. (Bildquelle: Claudia Wingens)

Bei der größten Superbowl-Party der Landeshauptstadt im Clayton Hotel Düsseldorf erläuterte Timur Beckmann, Director of Players Personnel von Rhein Fire, seine Vision für den American Football in Europa

Was ist das für ein Gefühl nach der gewonnenen Meisterschaft im vergangenen Jahr nun an der Spitze des wiedererstarkten American Footballs in Europa zu stehen?

Es ist unglaublich. Mittlerweile werde ich auch, wenn ich mit einem Rhein Fire-Shirt in Düsseldorf unterwegs bin, von Fans auf die Meisterschaft angesprochen. Das ist ein tolles Wertschätzungsgefühl und motiviert zusätzlich, noch mehr zu tun. In der Rückschau war 2023 ein perfektes Jahr für uns, das wir mit dem Gewinn der Meisterschaft krönen konnten. Trotzdem haben wir mit unserem neuen Geschäftsführer Max Paatz und den Besitzern von Rhein Fire die vergangene Saison schonungslos analysiert. Denn mit dieser Strategie haben wir es von Anbeginn geschafft, immer besser zu werden. Dabei haben wir uns stets die Frage gestellt, wie wir unsere Schwächen in Stärken umwandeln können. Unsere Stärke ist eindeutig unsere Fan-Basis, die uns antreibt und mit durchschnittlich 10.000 Besuchern bei den Spielen unterstützt. Mit Headcoach Jim Tomsula haben wir dazu noch den erfahrensten Mann im Gebäude, der jeden Aspekt der Organisation managt. Denn er hat fast zwei Jahrzehnte in der NFL gearbeitet und nochmal zehn Jahre in der NFL Europe. Er weiß, wie wir die professionellste Organisation in allen Bereichen werden können, um so im Gesamtergebnis auch das erfolgreichste Team zu sein. Daher ist unsere Maxime, nicht unbedingt jedes Spiel direkt zu gewinnen, sondern genau die Punkte zu erfüllen, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen.

Diese Strategie geht offensichtlich auf. Wie haben Sie das konkret erreicht?

Im November 2021 sind wir mit einem weißen Blatt gestartet und haben das neue Rhein Fire gestartet. Dafür haben wir im ersten Jahr von Headcoach Tomsula ganz banal ein schwarzes Buch bekommen, wo wir alle unsere Fehler auflisten konnten. Diese haben wir dann ehrlich reflektiert, sei es den Ticketverkauf, den wir damals zu spät gestartet haben oder die Aufteilung der Kabinen, die wir optimieren mussten. Wir haben auf jedes Detail geschaut. Denn als im Jahr 2007 nach nur einem Jahrzehnt der Spielbetrieb der NFL Europe eingestellt wurde, lösten sich auch alle Strukturen auf. So mussten wir eine völlig neue Organisation schaffen. Da stellten sich auch die Fragen danach, woher wir die Bälle oder die Ausrüstung für die Spieler bekommen. So mussten unsere Jungs beispielsweise anfangs noch mit Leihhelmen trainieren. Aber Coach Somsula ist ein super Motivator und hat ein tolles Team geschmiedet, so dass wir gleich in unserem ersten Spiel als „kleine Underdogs“ gegen den damals amtierenden Meister Frankfurt Galaxy gewinnen konnten. Da ist der Damm gebrochen, weil wir gesehen haben, dass wir die richtigen Spieler und Coaches haben, um Spiele zu gewinnen. Wir haben uns dann auch in allen Bereichen deutlich professionalisiert und mehr Vollzeit-Trainer und Mitarbeitende im Büro eingestellt. Die gute Kommunikation und die Bereitschaft jedes einzelnen, in unserem „Start-up“ noch eine Extrameile zu gehen, waren schließlich der Schlüssel zu unserem Erfolg im vergangenen Jahr.

Derzeit spielt das Team in der Arena in Duisburg. Wann kommt der Wechsel in die Heimatstadt?

Die Arena in Düsseldorf ist mit ihrem Fassungsvermögen von fast 55.000 Zuschauenden noch zu groß für uns, aber wir sind auf dem besten Wege dahin. Zum Endspiel um die Meisterschaft 2023 war das Duisburger Stadion mit 32.000 Fans komplett ausverkauft und die Stimmung war genial. Da habe ich heute noch Gänsehaut. Irgendwann wird der Umzug kommen. Wir möchten in den nächsten Jahren ein paar unserer Spitzenspiele hier machen, auch um die Infrastruktur zu testen. Denn das wird wieder eine neue Herausforderung für uns sein. Aber das Wichtigste ist, dass wir einen enormen Rückhalt haben – bei unseren Fans, den Medien und unseren Partnern wie dem Clayton Hotel Düsseldorf, mit dem wir nicht nur die Superbowl-Party feiern, sondern derzeit eine umfassende Kooperation aufbauen. Wir sind als Unternehmen, das erst seit drei Jahren am Markt ist, die „New Kids on the Block“. Aber da noch viele Menschen das alte Rhein Fire kennen, ist die offene Tür da. Wir werden nun zeigen, dass wir ein tolles Entertainment-Produkt mit rasantem Sport und jeder Menge Spaß für die ganze Familie bieten.

Wie möchten Sie American Football in Europa groß machen?

Wir sind beim Neustart der Liga auf zahlreiche offene Ohren gestoßen. Viele finden Football cool und meinen damit nicht nur die NFL, sondern auch die League in Europa. Wir möchten nun weitere NFL-Fans vom europäischen Football überzeugen. Ein Schritt dahin war jetzt auch die Superbowl-Party im Clayton Hotel, die mit 500 Teilnehmenden das größte Event in Düsseldorf war. Denn auch damit sind wir kontinuierlich gewachsen. Im ersten Jahr haben sich nur das Team, einige Angehörige und ein paar Freunde getroffen, die letzte Party war dann schon größer, aber nun haben wir ein neues Level erreicht. Das ist eine natürliche Entwicklung in allen Bereichen. So sind wir auch kürzlich mit unserer Geschäftsstelle aus einem Großraum-Büro im Umland rein nach Düsseldorf an die Oststraße gezogen – quasi in Rufnähe zum neuen Deutschland-Büro der NFL und auch zu unseren Partnern wie dem Clayton Hotel. In unserem neuen Headquarter können dann zum Start der Saison nicht nur die Tickets gekauft werden, sondern auch die passenden Trikots im eigenen Merchandise-Shop. So möchten wir endlich richtig ein Teil dieser Stadt werden.

Angesichts des „Hypes“ um den Superbowl fragt sich mancher: Welche Rolle spielt die NFL für den europäischen Football?

Die NFL möchte globalisieren und hat daher auch Standorte in Europa geschaffen. Wir stehen dabei aber nicht in Konkurrenz, denn die NFL ist eine ganz andere Hausnummer. Durch Promotionstouren der NFL-Teams oder Flag-Football-Events wird die Bekanntheit des Sports gesteigert. Da unser Coach Tomsula jahrzehntelang in der NFL gearbeitet hat, ist er vielfältig vernetzt. So hat er sich persönlich dafür eingesetzt, dass sich die NFL bei der Wahl ihres Deutschland-Standorts für Düsseldorf entscheidet. Denn unsere Mission lautet: Düsseldorf soll Football-Hauptstadt Europas werden – sei es im Hinblick auf die Nachwuchsarbeit in den Vereinen und Schulen oder auf unsere ELF-Spiele oder die Aktionen der NFL: Alles soll durch Düsseldorf gehen. Die Vervierfachung der Zuschauerzahlen seit dem Neustart der europäischen Liga vor drei Jahren gibt uns bereits recht, dass wir auf einem guten Weg sind.

Wie wird die Zusammenarbeit mit der NFL künftig aussehen?

Wir sind gerade in intensiven Gesprächen und Planungen für Projekte mit der NFL und möchten unsere Ressourcen bündeln. Denn wir sind bereits das Gesicht hier vor Ort und haben eine breite Fan-Basis. Die NFL hat hingegen die tieferen „Taschen“, um uns bei der Grundlagenarbeit zu unterstützen und American Football bekannter zu machen. So „lernen“ wir durchaus von der NFL, geben aber auch unser eigenes Wissen vor Ort weiter und unterstützen die Vereine in Düsseldorf und dem Umland bei ihrer Nachwuchsarbeit und der Schulung der Trainer. Wir gehen auch bereits aktiv in die Schulen und machen dort Football hautnah erlebbar. Denn viele finden den Sport cool, aber sie haben kaum Berührungspunkte mit Football, weil die NFL-Berichterstattung für sie zu spät stattfindet. Da präsentieren wir unser Angebot. Denn wir bringen an jedem Spieltag ein Familienevent an den Start. Dieses begeistert schon drei Stunden vor Spielbeginn mit Musik und bietet dann noch spannenden Sport. Wer es dann selbst ausprobieren möchte, findet sein Zuhause in den Vereinen. Denn wir haben und möchten keine eigene Jugendarbeit ins Leben rufen. Das würde nämlich das langjährige Engagement der Vereine zunichtemachen. Wir strecken daher die Hand aus und möchten auf allen Ebenen den Football mit gemeinsamen Projekten voranbringen. Denn American Football kann das ganze Jahr über die Menschen begeistern. Denn endet die NFL-Saison in Nordamerika starten wir in Europa durch – dafür möchten wir die Menschen begeistern.

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