Die Ostfriesen sind die Weltmeister im Teetrinken – mit einem Jahres Pro-Kopf-Verbrauch von 300 Litern liegen sie noch vor den Teetrinker-Nationen Großbritannien und Irland. Rund ums Jahr, über den ganzen Tag verteilt wird dort traditionell seit über 400 Jahren der kräftige Aufguss genossen. Was ist das Geheimnis dieser enormen Teeleidenschaft in Ostfriesland? Teezeremonie, Geschichte und die echte Ostfriesentee-Mischung könnten dahinter stecken.
Die Teezeremonie ist fester Bestandteil ostfriesischer Kultur und das jeden Tag. Die festen Zeiten, „Teetieden“, sind frühmorgens, vormittags gegen 11 Uhr das „Elführtje“, nachmittags gegen 15 Uhr und abends nach 20 Uhr. Aber nicht nur die Häufigkeit ist bemerkenswert, sondern auch die Art und Weise, wie der Ostfriese den Tee zubereitet und genießt.
Drei mal drei Genussmomente
Die eigentliche Gaumenfreude beginnt mit dem „Kluntje“ (Kandis), der in die leere Tasse gegeben wird. Der frisch aufgebrühte Tee wird über den Kandis gegossen, was mit einem herrlichen Knistern des Kluntjes honoriert wird. Nun setzt man eine „Wulkje“, eine Wolke aus Sahne mit einem Löffel auf den Tee. Auf keinen Fall den Tee umrühren, denn der Ostfriese genießt zunächst die kühle Sahneschicht, dann den herben Geschmack der Ostfriesenmischung und zuletzt den süßen Bodensatz. Und drei Tassen sind nach Ostfriesenrecht das Minimum. Ob allein oder in Gesellschaft, die Teezeit ist topaktuell und wird in Ostfriesland von allen Generationen zelebriert und genossen. Bietet sie doch den ganzen Tag immer wieder die Gelegenheit, den Alltag zu entschleunigen und sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens, wie Pflege von Freundschaften und Besinnung auf sich selbst, zu beschäftigen.
Assam – kräftiger Tee für raues Land
Der Ostfriesentee ist eine kräftige, dunkle Teemischung, deren Grundlage mehr als zur Hälfte Assam Tee bildet. Im Nordosten Indiens liegt Assam, das größte zusammenhängende Tee-Anbaugebiet der Welt. In rund 2.000 Teegärten werden die Blätter für einen würzigen, vollmundigen, aromatischen Tee angebaut. Aufgrund des Klimas kann in Assam das ganze Jahr über geerntet werden. Es werden überwiegend sogenannte Broken-Tees produziert, die gerne für die Ostfriesenmischungen eingesetzt werden. Broken ist die englische Bezeichnung für „gebrochen“ beim blättrigen Tee. Die fertigen Assam-Tees sind von kräftiger, dunkler Farbe durchsetzt mit goldenen Blattspitzen, den sogenannten „Tips“.
Abgerundet werden die Ostfriesenmischungen, je nach Charakter und Handelshaus, mit Tees anderer Provenienzen wie z.B. Ceylon-Tee. Die „Echt Ostfriesischen Mischungen“ werden ausschließlich von in Ostfriesland ansässigen, traditionsreichen Teehandelshäusern in bester Qualität hergestellt, die mit ihren individuellen, einzigartigen Rezepturen diese ostfriesische Hochkultur pflegen.
Tee – das begehrte Blatt
Die Tee-Liebe könnte auch darin begründet sein, dass man den Ostfriesen das Aufgussgetränk lange Zeit streitig machen wollte. Tee wurde erstmals 1610 von den Holländern nach Europa gebracht und gelangte so nach Ostfriesland. Angereichert mit Rum avancierte er hier schnell zum Lieblingsgetränk. Jedoch zu Zeiten Friedrichs des Großen wurde den Ostfriesen jeglicher Teekonsum untersagt. Am 20. Mai 1777 erging ein generelles Tee-Verbot. Aber die Ostfriesen wehrten sich erfolgreich. Nach zwei Jahren andauernden Streits erhielten sie das Recht auf ihren täglichen Teegenuss zurück und frönen seither wieder ihrer Leidenschaft des Teetrinkens.
Der Deutsche Teeverband e.V. befasst sich schwerpunktmäßig mit Fragen des Lebensmittelrechts, der Qualitätssicherung sowie ernährungsphysiologischen Fragen im Hinblick auf Tee. Der Verbandszweck ist die Wahrung und Förderung der besonderen fachlichen Belange und Interessen der Mitglieder, die sich mit der Einfuhr, Herstellung, Abpackung und/oder dem in den Verkehr bringen von Tee (Camellia sinensis, L.O. Kuntze) in allen Gattungen und Darreichungsformen beschäftigen. Die Interessenvertretung bezieht sich auf den warenkundlichen und den wirtschaftlichen Bereich.
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